Richtige Verneinung: 7 Wege, wie Texter “Nein” sagen …
Als Texter steht man hin und wieder vor der Aufgabe, „Nein“ zu sagen. Und zwar dann, wenn Absagen, Kritik oder andere weniger schöne Botschaften in Worte gepackt werden müssen. Angenehm ist das nicht, aber früher oder später wird jeder einmal zum „Nein-Sager“. Um diese Herausforderung galant zu meistern, gibt es verschiedene Wege. Je nachdem, wie direkt es sein darf und an wen sich die Verneinung richtet. Welche Wege das sind, zeigt Ihnen dieser Textertipp.
Weg Nummer 1: Die direkte Verneinung
Damit kommen Sie ganz schnell auf den Punkt! Wie? Sie bauen ein direktes Negationswort in eine positive Aussage mit ein – fertig. Wer also nicht durch die Blume, sondern Klartext reden will, ist mit diesem Werkzeug gut bedient.
Negationswörter: alle (im Sinne von „alle sein“), alles andere als, außer, außerstande,
kein, keinerlei, keinesfalls, keineswegs, mitnichten, negativ, nein, nicht, nichtig, nichts, nie, niemals, niemand, nirgends, nirgendwo, null, ohne, weder – noch, (ebenso) wenig
Beispiel:
Positiv „Ich kann den Auftrag erfüllen.“
Negativ „Ich bin außerstande, den Auftrag zu erfüllen.“
Weg Nummer 2: Die integrierte Verneinung – „Alles mit drin!“
Diese Strategie kommt ganz ohne Negationswort aus, der negative Unterton schwingt aber mit. Sie können mit halben Verneinungen einen Mangel bzw. Rückgang ausdrücken oder mit totalen Verneinungen eine Aussage komplett verneinen. Das bleibt ganz Ihnen über-lassen.
Totale Verneinungen: ächten, bestreiten, betrügen, Boykott, falsch, fehlen, Fehler, hinter-gehen, sich hüten (etwas zu tun), irreführen, kaputt, etw. lassen, leer, leugnen, löschen, lügen, meiden, rauben, schweigen, stehlen, etwas streichen, verbieten, vergessen, verhindern, sich wähnen
Beispiel:
„Ich werde mich hüten, zu dieser Veranstaltung zu erscheinen.“
Halbe Verneinungen: drohen, fasten, faulenzen, Flaute, hindern, kaum, knapp, sich lichten, Mangel, Pleite, Rückgang, sich scheuen, schlecht, Schwund, selten, stören, warnen, zweifeln
Beispiel:
„Die Bestände lichten sich.“
Weg Nummer 3: Verstärkung von Negationswörtern – wenn’s mal etwas mehr sein muss …
Mit verstärkten Verneinungen gehen Sie auf Nummer sicher, dass Ihr Nein beim Gegenüber ankommt. Hier fahren Sie auch mal etwas mehr auf der emotionalen Schiene und können eine subjektive Wertung abgeben – bis hin zur Empörung.
Negationswort: nicht / nein
Verstärkung des Negationsworts: auf keinen Fall, keineswegs, keinesfalls, absolut nicht, gar nicht, überhaupt nicht, nicht einmal, mit Sicherheit nicht, nie und nimmer
Beispiel:
„Sie hat überhaupt keine Freunde. Nicht einmal in der Schule.“
Weg Nummer 4: Bindewörter – Verneinung mit Weichmachern
Sprachliche Weichmacher sind dann notwendig, wenn wir nicht unverblümt mit der Sprache herausrücken können oder wollen. Weil wir sonst jemanden beleidigen oder weil uns ein sensibler Gesprächspartner gegenübersteht. Dann helfen uns Bindewörter (Konjunktionen) dabei, die unangenehme Botschaft quasi „verschleiert“ in einen Nebensatz zu packen. Denn die Hauptaussage steckt bekanntlich im Hauptsatz. Mit diesem kleinen Kniff wird Ihre Verneinung gleich abgeschwächt.
Bindewörter: ohne dass, ohne zu, (an)statt dass, (an)statt zu, außer dass, weder – noch
Beispiel:
„Ich fahre in den Urlaub, anstatt meine Schwester zu besuchen.“
Weg Nummer 5: Vor- und Nachsilben – das schnelle Nein
Im Marketing muss ein Text schnell sein und mit wenigen Wörtern auf den Punkt kommen. Maximale Information in minimaler Zeit lautet die Devise. Geht’s um Ihre Verneinung, ist der schnellste Weg die Verwendung einer Vor- oder Nachsilbe (Prä- oder Suffix). Sie bildet zeit- und platzsparend einen verneinten Begriff.
Verneinung durch Vorsilbe: a- (amoralisch), ab- (ablehnen), auf- (aufheben), aus- (ausbleiben), de- (dementieren), des- (desinfizieren), dis- (disqualifizieren), durch- (durchkreuzen), ent- (entbehren), fehl- (Fehlstart), fern- (fernbleiben), gegen- (gegensteuern), il- (illoyal), im- (immobil), in- (indiskutabel), miss- (missfallen), ohn- (ohnmächtig), über- (übersehen), un- (unvernünftig), ver- (verbieten), weg- (weglassen), wider- (widersprechen), zurück- (zurückweisen)
Verneinung durch Nachsilbe: -frei (koffeinfrei), -leer (inhaltsleer), -los (arbeitslos)
Weg Nummer 6: Rhetorische Mittel und Stilfiguren – die hohe Kunst
Für elegante und wohlklingende Absagen ist diese Strategie die richtige. Wer Stilfiguren
geschickt anwendet, kann damit seine schärfsten Kritiker besänftigen … Wie? Stellen Sie mit geeigneten rhetorischen Mitteln Negatives besser dar oder rücken Sie es in den Hintergrund. Hier eine Auswahl:
Adynaton: Zeigt Unmöglichkeiten auf und beschreibt das Nicht-Eintreten eines Ereignisses.
„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr …“
Contradictio in adiecto: Verneinung durch Widerspruch zwischen Subjekt und Adjektiv.
„beredtes Schweigen“
Ironie: Verstellt den eigentlichen Sinn der Aussage und meint das direkte Gegenteil.
„Das sind ja mal tolle Neuigkeiten!“ (bei schlechten Nachrichten)
Paradoxon: In sich widersprüchliche Aussagen.
„die Gegenwart gestern“
Sarkasmus: Drückt ähnlich wie Ironie das Gegenteil aus, aber spöttisch bzw. höhnisch.
„Da hast du dir aber richtig Mühe gegeben!“
Weg Nummer 7: Der Trick mit dem Konjunktiv II – unerfüllbare Wunsch- oder Bedingungssätze
Hätte, wäre, wenn, dann … Wichtige Wörtchen, die wir täglich hören. Der Konjunktiv II kommt immer dann zum Einsatz, wenn man sich aus der Affäre ziehen will. Denn Kritik klingt damit gleich konstruktiver und weniger harsch. Absagen in einem unerfüllbaren (irrealen) Wunsch- oder Bedingungssatz sind eine mildere Form der Verneinung.
Beispiel:
„Hättest du mehr Zeit investiert, wäre das Projekt geglückt.“
Bedeutet: „Das Projekt ist gescheitert, weil du nicht mehr Zeit investiert hast.“
Sie sehen: Egal ob geradeheraus oder vorsichtig-zurückhaltend, es gibt viele Auswege aus der Not des Texters, Negatives auszudrücken. Natürlich eignet sich nicht jede Verneinung für jedes schriftliche oder mündliche Gespräch. Denn wie so oft gilt: Die Dosierung macht es aus.
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