Barrierefreiheit durch verständliche Texte

Über klare Eckdaten und die Folgen für Wort- und Satzlängen

 
Was ist das nur in diesem unserem Land: Manchmal wirkt es fast unseriös, kurz, klar und einfach zu schreiben. Wir lieben unsere Schachtelsätze, quälen uns durch komplizierte Texte und kommen gar nicht auf die Idee, uns zu fragen, ob’s nicht auch verständlicher ginge. Doch wenn ein Leser nicht versteht, wird er nicht bestellen. So einfach ist das. Deshalb verrät Ihnen der neue Textertipp die Zauberformel für verständliche Texte.
 

Verständliche Texte

 
Inhalt:
Lange Sätze, kurze Sätze. Und eine große Falle für verständliche Texte …
Goethe und verständliche Texte?
Verständliche Texte in Forschung und Literatur
Wortlängen oder: Schluss mit allen Wortmonstern
Tipp für die Praxis …
Kostenlos prüfen: Wie verständlich sind Ihre Texte?

 
Wichtig: Keine der Zielvorgaben ist „in Beton gemeißelt“. Variieren Sie! Brechen Sie die Regeln! Aber orientieren Sie sich im Großen und Ganzen an den folgenden Vorgaben!
 

Lange Sätze, kurze Sätze. Und eine große Falle für verständliche Texte …

 
Es sprechen so viele Gründe für kurze Sätze, denn lange Sätze oder gar Schachtelsätze machen es einem Leser schwer, den roten Faden zu behalten. Darum zeichnen sich verständliche Texte durch kurze, klare Sätze aus. Und wer textet, weiß: Es ist oft weit schwieriger, komplexe Sachverhalte kurz und klar darzustellen, als Kompliziertes in komplizierten Sätzen zu verstecken.
 

Goethe und verständliche Texte?

 
„Lieber Freund, heute erhältst Du einen langen Brief, ich hatte leider keine Zeit für einen kurzen.“ Dieser Satz, Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben, macht klar, wie viel
Arbeit im Bemühen steckt, kurz und klar zu schreiben. Nur wir Deutschen haben die seltsame Tradition entwickelt, dass alles, was komplex ist, auch kompliziert geschrieben sein muss. Amerikanische Fachbücher und inzwischen auch immer mehr deutsche Publikationen zeigen uns aber, dass es auch anders geht.
 
„Halt!“ denken Sie, „meine Zielgruppe ist doch ganz anders, das sind doch intelligente Menschen, die brauchen lange Sätze.“ Und damit tappen Sie in eine der großen Fallen der Verständlichkeit. Natürlich lesen Ihre Zielpersonen schwierigste Texte – wenn sie lesen wollen. Mailings will aber niemand lesen. Die sind ungeliebter Lesestoff, müssen mit wenigen Augen-Blicken (vgl. die vorangegangenen Kapitel) und in wenigen Worten zeigen, worum’s geht. Es geht also nicht um die Intelligenz, sondern die Konzentration Ihrer Zielpersonen beim Öffnen von Mailings.
 

Verständliche Texte in Forschung und Literatur

 
Der Journalist Wolf Schneider gibt in seinem Standardwerk Deutsch für Kenner einige Anhaltspunkte für die Satzlänge in „Werken“, die von vielen Menschen gelesen werden: So beträgt die durchschnittliche Satzlänge in der Bildzeitung etwa zwölf Wörter pro Satz. Der durchschnittliche Satz im Johannes-Evangelium enthält 17 Wörter. Zwei Angaben aus der deutschen Presseagentur, ebenfalls gefunden bei Schneider, helfen uns noch etwas weiter: So liegt für die dpa die Obergrenze der optimalen Verständlichkeit bei neun Wörtern, die Obergrenze für gesprochene Texte bei sieben bis 14 Wörtern pro Satz. Und diese Werte merken wir uns: Kein Satz in der verständlichen Texten sollte mehr als 14 Wörter enthalten. Je kürzer, desto besser.
 
Übrigens forscht man schon viele Jahrzehnte, was denn einen verständlichen Text ausmacht. Die folgende Tabelle zeigt uns, welche Satz- und Wortlängen ein verständlicher Text braucht. Zu Grunde liegt hier der so genannte Reading Ease (oder Verständlichkeits-Index) von Flesch aus dem Jahr 1948, der in den siebziger Jahren durch A. Mihm an die deutsche Sprache angepasst wurde. Das Verfahren: Man nehme eine Textstichprobe von 100 Wörtern, zähle die Silben pro 100 Wörter (wl), errechne die durchschnittliche Anzahl von Wörtern pro Satz (sl) und setze die Werte in folgende Formel ein:
 

RE = 206,835 – 0,846 wl – 1,015 sl

 
Das Ergebnis ist eine Indexzahl. Und die finden Sie mit den zugeordneten Texten in der folgenden Tabelle. Mihm wendet die Lesbarkeits-Formel von Flesch auch auf deutsche Texte an, kommt jedoch wegen der größeren durchschnittlichen Wortlänge im Deutschen zu einer Verschiebung in der Bewertung der Reading-Ease-Scores:
 
(Quelle: Groeben, Norbert: Leserpsychologie. Münster, 1982. S. 179)
 

 
Der werbliche Text würde als „leichter“ oder „einfacher“ Text am unteren Ende der Skala stehen. Und hochinteressant: Allein mit kürzeren Sätzen erreichen wir noch keine verständlichen Texte. Auch die Wörter müssen kürzer werden.
 

Wortlängen oder: Schluss mit allen Wortmonstern

 
Ganz einfach: Der Trend geht zum zweisilbigen Wort. Im Schnitt 1,62 Silben hat das Wort im einfachen Text, sagt der Verständlichkeits-Index. Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitänsmützen“ liest Ihr Werbeleser nie zu Ende.
 
Wählen Sie kurze, klare Begriffe, trennen Sie Wortmonster, zum Beispiel durch den Bindestrich, oder umschreiben Sie mit dem Genitiv. Aber Vorsicht: Ist der „Servicetechniker“ der „Techniker des Service“ oder der „Service des Technikers“?
 
Die „Automobilzuliefererkonferenz“ macht müde. Zu lange braucht der Leser, um zu verstehen, worum es geht. Problematisch, wenn er Ihre Information nicht angefordert hat und wenn Sie eine Reaktion erwarten. Also bearbeiten Sie dieses Wort wie oben erwähnt, und schon klingt es ganz anders. Die „Konferenz der Automobil-Zulieferer“ kann schneller aufgenommen werden.
 
Ganz schlimm, wenn wir unsere schönsten Worte in Buchstabensalat vergraben. Der „Erlebnisgutschein“, die „Sommerfesteinladung“. Heben Sie hervor, was Ihren Kunden gefallen wird: „Erlebnis-Gutschein“, „Sommerfest-Einladung“ oder die „Einladung zum Sommerfest“.
 

Tipp für die Praxis …

 
Zurück zum 1,62-silbigen Wort. Natürlich können wir so nicht schreiben. Deshalb also: Im Durchschnitt Zweisilber, und als Obergrenze meiden Sie einfach Begriffe, die mehr als vier Silben aufweisen. Vier Silben, weil wir sicherstellen, dass pro Fixation im Drei-Zentimeter-Kreis mit Sicherheit ganze Worte erfasst werden.
 

 

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