Text-Kreativität: Spannungsaufbau
Was steht an welcher Stelle in Ihrem Text? Wo steht der Held zu Beginn, wo steht er am Ende und was muss dazwischen passieren? Wann tritt die große Liebe zum ersten Mal auf und wann stellt sich der beste Freund als Verräter heraus? An welcher Stelle wird ein wichtiges Fragment aus der Vergangenheit offenbart und wann kommt die überraschende Wendung? Wie Sie Text kreativ und spannend gestalten …
Text-Kreativität: Konzepthilfen zum Spannungsaufbau
Gerade bei längeren Texten macht es Sinn, sich ein Textkonzept aufzubauen, sich zum Beispiel an einer Zeitachse zu orientieren oder an dem berühmten Spannungsbogen.
Fritz Gesing (2004): Kreatives Schreiben – Handwerk und Techniken des Erzählens (S. 139)
Text-Kreativität: Anfang und Ende …
Eins ist klar: Jede Geschichte hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen irgendwo liegt der Höhepunkt des Ganzen. Was passiert auf dem Weg dorthin? Hilfreich ist eine Unterteilung in Segmente wie zum Beispiel in mehrere Akte.
So wird man im ersten Akt mit dem Protagonisten und seinem Milieu vertraut. Etwas geschieht, das die Geschichte ins Rollen bringt und der zweite Akt führt zum ersten Versuch, den entstandenen Konflikt zu lösen – was jedoch misslingt. Der dritte und vierte Akt bringen jeweils weitere Schwierigkeiten mit sich und verstärken den Konflikt, sorgen für Wendungen und Ein-Sich-Zuspitzen, sodass es im fünften Akt schließlich zur Konfrontation und Auflösung kommt.
Manchmal entsteht die Idee zu einer Geschichte aus einem Dialog-Fetzen, der einem durch den Kopf schießt, oder durch ein Bild. Je detaillierter der Handlungsbogen beschrieben ist, desto einfacher ist es, diese einzuordnen. Allerdings kann zu viel Planung den kreativen Prozess auch stören, also Vorsicht: behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Konzeption eine Hilfestellung sein soll, keine Einschränkung.
Text kreativ gestalten: Heldenreise
Kommen wir nun zu einer sehr traditionellen Struktur: Viele Mythen und Sagen enthalten das Konzept der so genannten „Heldenreise“, das von dem amerikanischen Mythen-Forscher Joseph Campbell erforscht wurde. Bei diesem Grundmuster durchläuft der Held zwölf Stationen, die aber nicht immer linear verlaufen und unterschiedlich viel Raum einnehmen können:
1. Die gewöhnliche Welt
2. Der Ruf des Abenteuers
3. Weigerung, dem Ruf zu folgen
4. Der Mentor
5. Die erste Schwelle – erster Wendpunkt
6. Proben, Verbündete, Feinde
7. Vordringen zur tiefsten, innersten Höhle
8. Entscheidende Prüfung
9. Belohnung
10. Rückweg – zweiter Wendepunkt
11. Auferstehung
12. Rückkehr mit dem Elixier/ Erfahrung
Auf viele Genres anwendbar, kann dieses Konzept beim Geschichtenschreiben auch sehr hilfreich sein. Nicht nur Romane, sondern auch Drehbücher wie zum Beispiel das von Star Wars orientieren sich häufig an diesen Stationen. Machen Sie Ihren Text kreativ!
4 Text-Kreativität Tricks, die Ihren Text besser machen
Gutes Schreiben ist kein Hexenwerk! Sie brauchen kein diplomierter Schriftsteller zu sein, um außergewöhnliche und starke Texte aufs Blatt zu zaubern. Das Entscheidende ist, dass Sie sich beim Schreiben an ein paar Grundregeln halten. Und die erfahren Sie in diesem Teil des E-Books.
Der folgende „Zauberkasten“ gibt Ihnen 4 Schreib-Tricks mit auf den Weg. Sie haben damit ein System an der Hand, mit dem Sie Ihr Geschriebenes ganz einfach weiter optimieren können – von der Ideenfindung bis zum fertigen Text. Alles was Sie jetzt noch brauchen ist eine Textvorlage, einen Rotstift und schon kann’s losgehen …
Schreib-Trick Nr. 1: Versuchen Sie niemals, sofort druckreif zu schreiben!
„Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut“. Kennen Sie diesen Spruch? Für Schreiber liegt hier eine tiefere Wahrheit. Denn ein guter Text entsteht selten in einem Wurf. Ganz im Gegenteil: Schreiben ist ein Prozess. Ein Weg vom Rohtext zum Reintext. Rohtext nennt man den ersten, noch „unbehauenen“ Textentwurf. Reintext ist das druckreife Ergebnis. Überlegen Sie einmal: Wer sofort versucht, perfekt zu schreiben, blockiert sich selbst. Denn sofort meldet sich unser Gehirn mit kleinen Botschaften wie „Eigentlich kann ich es besser!“, „Das ging mir gestern leichter von der Hand!“. Und diese Botschaften bremsen Ihren Schwung.
Schreib-Trick Nr. 2: Markieren Sie zu lange Sätze!
Kontrollieren Sie Ihre Sätze. Ist ein Satz zu lang oder zu verschachtelt, dann teilen Sie ihn. Denn zu lange Sätze machen es dem Leser schwer, den roten Faden Ihres Textes zu behalten.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt: Wenn wir gesprochene Texte hören, merken wir uns etwa 14 Wörter mühelos. Deshalb setzt man bei 14 Wörtern auch die sogenannte Obergrenze für gesprochene Texte an. Wer kreativ schreiben will, tut gut daran, sich an dieser Grenze zu orientieren. Allerdings gibt es Satzzeichen wie den Doppelpunkt, die zum Weiterlesen motivieren. Dann können Ihre Sätze ruhig auch länger sein. Wenn wir für den praktischen Gebrauch eine „Zauberkasten-Regel“ hieraus entwickeln, lautet sie: Ihre Sätze sollten nicht länger als 14 – 20 Wörter sein. Also: Setzen Sie frühzeitig Ihren Punkt.
Ganz praktisch unterringeln Sie mit Ihrem Rotstift jeden Satz in Ihrem Text, in dem mehr als 14 Wörter erscheinen. Überlegen Sie anschließend, ob Sie diese nicht in zwei oder mehrere Einheiten aufteilen sollten. Aber vergessen Sie nicht: Dies ist nur ein Vorschlag zur Text-Optimierung. Wenn in einem sehr umfangreichen Text ein paar längere Sätze vorkommen oder längere Sätze Teil Ihres persönlichen, literarischen Stils sind, können Sie diese ruhigen Gewissens stehen lassen. Nur Überhandnehmen dürfen sie nicht.
Schreib-Trick Nr. 3: Kennzeichnen Sie alle Kommas!
Ein einfacher Trick, um sich die eigene Satzstruktur deutlich zu machen, ist die Kennzeichnung aller Kommas. Mit Ihrem Rotstift malen Sie einfach einen roten Kreis um jedes Komma Ihres Rohtextes. Muss es hier wirklich stehen? Schlagartig entdecken Sie so Schachtelsätze, also eingeschobene Nebensätze. Versuchen Sie doch einfach die schlimmsten „Schachteln“ zu öffnen und machen Sie eigene Sätze daraus.
Selbstverständlich lassen Sie viele Nebensätze stehen. Aber verändern Sie einen Satz da, wo er schwer verständlich oder schwerfällig wird.
Ein schönes, überspitztes Beispiel für gerade im Deutschen so häufig anzutreffende Schachtelsätze liefert uns Mark Twain in „Bummel durch Europa“ (erschienen beim Carl Hanser Verlag 1966):
„Da die Koffer nun bereit waren, REISTE er, nachdem er seine Mutter und Schwester geküßt und noch einmal sein angebetetes Gretchen an den Busen gedrückt hatte, die, in schlichten weißen Musselin gekleidet, mit einer einzigen Teerose in den weiten Wellen ihres üppigen braunen Haares, kraftlos die Stufen herabgewankt war, noch bleich von der Angst und Aufregung des vergangenen Abends, aber voller Sehnsucht, ihren armen, schmerzenden Kopf noch einmal an die Brust dessen zu legen, den sie inniger liebte als ihr Leben, AB.“
Schreib-Trick Nr. 4: Schreiben Sie Wortlängen für das Auge des Lesers!
Man weiß, dass das Auge etwa fünf bis sechs Silben mit einem Augenhaltepunkt aufnehmen kann (bei einer durchschnittlichen Schriftgröße). Wenn Goethe davon schreibt, dass „nicht alle Knabenmorgen- Blütenträume reiften“, ist das ein ebenso schöner wie assoziationsreicher Vers. Wenn Sie in einem Prosatext zu viele solch zusammengesetzte Wörter verwenden, wird es für Ihren Leser anstrengend. In Ihrem Krimi sollte es deshalb eher „Mitarbeiter des Scotlandyard“ geben als „Scotlandyardmitarbeiter“.
Ganz praktisch: kennzeichnen Sie sechs-silbige Wörter mit kleinen Pfeilen und umschreiben Sie sie:
Wandschrankverzierungen –> Verzierungen des Wandschranks
Wichtig beim Schreiben ist natürlich nicht allein das Handwerkzeug, sondern auch die regelmäßige Übung. Schreiben lernt man vor allem durchs Schreiben. Aber mit diesem kleinen Zauberkasten haben Sie ein paar schnell einsetzbare Werkzeuge an der Hand, mit denen Sie Ihre Texte prüfen, bearbeiten und verbessern können.
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