Nominalstil vermeiden. Verbalstil richtig nutzen!

Tschüss, Beamtendeutsch! Jagen Sie den Nominalstil …

 
Fällt uns auch im Texterseminar immer wieder auf: Ein großes Hindernis zur Verständlichkeit ist der Nominalstil. Nominalisierungen machen aus Verben einfach Substantive. Die Folge: Die Sätze werden zwar meist kürzer, aber deutlich abstrakter und steifer.
 

Nominalstil

 
Aus „Er hat sein Abitur gemacht“ wird dann „die Erreichung der Hochschulreife“. Nicht gerade wünschenswert – besonders für einen Werbetext. Ein weiterer Nachteil: Der Satz wird unpersönlich, Ihnen fehlt das „Sie“, die persönliche Anrede. Ein – zugegeben sehr überspitztes – Beispiel für Nominalstil und sehr umständlichen Ausdruck finden Sie im folgenden Kasten:
 

Nominalstil zum Schmunzeln:
das beliebte Grimm-Märchen in einer eher weniger kindgerechten Version …

 
 
Infografik Nominalstil und Beamtendeutsch
 
Beamtendeutsch und Nominalstil bekämpfen
 

Was den Nominalstil noch sperriger macht …

 
Eine besondere Unter-Form des Nominalstils sind die sogenannten Funktionsverbgefüge. Der Name ist hier Programm. Funktionsverbgefüge sind dröge Konstruktionen aus Verb und Substantiv, die nur nach Beamten-Deutsch klingen. Hier werden schwache Verben wie „bringen“, „kommen“, „bilden“ oder „durchführen“ mit abstrakten Substantiven kombiniert – ein doppelter Erfolgskiller für Ihren Text.
 
Das Ergebnis: sprachliche Gebilde wie „eine Veränderung vornehmen“, „zum Ausdruck bringen“, „in Verbindung bringen“ oder „zur Verfügung stehen“. Diese Formulierungen nehmen jeglichen Schwung aus Ihrem Text und lassen ihn langsam und aufgebläht erscheinen. Meine Empfehlung: Ersetzen Sie diese Funktionsverbgefüge durch ein einfaches Verb. Also: „verändern“, „ausdrücken“ oder „verbinden“. So klingt Ihr Angebot wesentlich lebendiger und ansprechender.
 


Wenn unser Produkt zur Anwendung kommt, …
Besser: Nutzen Sie unser Produkt, dann …
 
Alle, bei denen diese Technik zum Einsatz kommt …
Besser: Wenn Sie diese Technik nutzen, sind Sie sicher: …

 
Hier eine kleine „schwarze Liste“ mit weiteren Wendungen, die Sie ganz schnell wieder vergessen sollen, und die dazugehörigen Verbesserungs-Vorschläge:
 
Helfen gegen starre Funktionsverbgefüge: starke Verben
 


Beachtung schenken → beachten
Rache nehmen → rächen
zur Sprache bringen → ansprechen
in Versuchung führen → versuchen
Hilfe leisten → helfen
in Ordnung bringen → ordnen
in Anspruch nehmen → beanspruchen
in Begeisterung versetzen → begeistern


 

Video-Exkurs: Nominalstil? Lieber verständlicher schreiben …

 

 

Auf die Spitze getrieben

 
Die tollste Sprach-Akrobatik in Sachen „Verkomplizierung von Verben“ findet sich aber in der Beamtensprache. So schreibt das Amt statt „Das Kind wurde von einer Pflegefamilie aufgenommen“ ganz korrekt: „Die Beelterung des Kindes wurde vollzogen.“
 

Das Reinigen, das Kontrollieren etc. – die Bremsen für jeden Satz …

 
„Das Reinigen der Anlage geschieht automatisch“. Oder: „Ihr großer Vorteil: Die Anlage reinigt sich ganz von selbst!“ Zwei Sätze, die genau das Gleiche sagen. Trotzdem motiviert nur der Stil des zweiten Satzes zum Weiterlesen. Wohingegen der erste nur eines sagt: „Bring mich schnell zum Papierkorb.“ Noch mehr Beispiele:
 


Das Kontrollieren der Maschine übernehmen wir.
Besser: Wir kontrollieren die Maschine für Sie.
 
Damit ist das Funktionieren immer
gesichert.
Besser: So gehen Sie sicher: Der Apparat funktioniert!
 
Das XS-Ticket besitzt in der ersten
Klasse des Zuges keine Gültigkeit.
Besser: Das XS-Ticket ist in der ersten Klasse des Zuges ungültig.


 
Ihr Textertipp zum Download …
 
 
Nominalstil im Detail erklärt …

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