Texterclub interviewt Rohita Bruckmann zum Texten im Web

Interview mit Rohita Bruckmann (Texterin und Trainerin im Texterclub)

 

 
 
Michael vom Texterclub: Inwiefern unterscheidet sich das Lesen am Bildschirm zum Lesen von Printprodukten?

Rohita: Das Lesen am Bildschirm ermüdet die Augen stärker. Abgesehen davon, ist der Zugang ein anderer. Im Print ist der Lesevorgang meist linear: Ich habe eine Titelseite und einen Anfang und blättere chronologisch von rechts nach links. Im Web ist der Zugang netzartig: Die Leute kommen von unterschiedlichen Stellen. Der Lesefluss muss von jedem Punkt aus funktionieren. Klar, kann ich mich auch von hinten nach vorne durch ein Buch blättern oder darin springen. Aber der Weg ist meistens in eine Richtung.
 
 
Michael vom Texterclub: Forscher haben herausgefunden, dass jeder Nutzer 88 mal pro Tag sein Smartphone checkt. Welche Rolle wird die Desktop- im Vergleich zur mobilen Version für die Zukunft des Internets spielen?

Rohita: Nur 88 Mal? Nein, im Ernst: Mobile first gilt schon länger. Die mobile Nutzung hat einen großen Einfluss auf die Frage: Wie gestalte ich meine Website und vor allem die Länge der Texte. Ich muss den kleinen mobilen Bildschirm mitdenken und sicherstellen, dass meine Inhalte auch darauf funktionieren. Und dass der User auch hier ein angenehmes Surferlebnis hat. Der User liest am kleinen Bildschirm lieber kurze Texte, am Desktop längere. Das bringt uns in einen Konflikt: Content ist bekanntlich gut. Wenn ich aber lange Texte am Smartphone lesen muss, kann das auch anstrengend sein. Was tun? Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass am Desktop längere Texte mit 1.000-1.750 Wörtern durchaus gelesen werden. Mobil sind kürzere Texte mit bis zu 500 Wörtern im Vorteil. Manche SEO-tools meckern, wenn der Text weniger als 300 Wörter enthält. Es gibt verschiedene Strategien, mit dem Dilemma anzugehen: Manche halten sich an 700-1.000 Wörter im Schnitt. Manche nutzen die Möglichkeit, in der mobilen Version kürzere Texte bereitzustellen. Manche setzen auf eine sinnvolle, gesunde Mischung. Das wäre auch meine Haltung. Ich entscheide nach Relevanz und Sinn: Einen tiefsinnigen Blogartikel runterzukürzen, bis er nur noch banal ist, ergibt genauso wenig Sinn, wie eine schnelle Information unnötig aufzublähen. Dazu kommt: In welcher Branche bin ich unterwegs und in welcher Textart? Ein T-Shirt ist weniger erklärungsbedürftig als ein Telefontarif. Eine Reportage, die ein relevantes Thema behandelt, braucht mehr Tiefe (und damit Länge) als ein kurzweiliger Listicle mit 5 Punkten. Es lässt sich nicht jeder Webtext in ein Schema-X pressen. Die wichtige Frage ist: Was ist sinnvoll? Und wie kann ich es meinen Kunden so angenehm, verständlich und hilfreich wie möglich gestalten? Und vor allem: Wo halten sie sich vermehrt auf? Denn auch da gibt es durchaus Unterschiede. Wenn mobil first ein gängiger Fall ist, könnte es genau in meinem Fall anders sein. Das muss ich herausfinden und beobachten. Wegen der Textlänge ist meine Empfehlung, sich nicht sklavisch an Zeichenvorgaben zu halten, sondern sie eher als Richtschnur zu begreifen. Wichtiger ist, die Kundenbrille aufzusetzen und mit gesundem Texterverstand zu entscheiden. Diese alte Regel tut’s und diesem Fall vielleicht ganz gut: „so viel wenig wie möglich und so viel wie nötig“.
 
 
Michael vom Texterclub: Online braucht es guten Content, der gleichzeitig für Suchmaschinen optimiert ist. Hast Du Tipps, wie man beides besser vereinen kann?

Rohita: Das ist tatsächlich gar kein Widerspruch. Denn das, was dem Leser gefällt, gefällt meistens auch Google! Meine Empfehlung: immer erst für den Menschen schreiben und dann den Text für Suchmaschinen optimieren.
 
 
Michael vom Texterclub: Von Panda bis Freshness – inwiefern verändert Google die Qualität von Webtexten?

Rohita: Die letzten Google-Updates haben gezeigt, dass einzigartiger, guter Content wichtig ist. Das ist für uns Texter und alle, die mit Inhalten arbeiten grundsätzlich eine gute Nachricht. Billige Tricks wie Keyword-Bashing sind out. Trotzdem ist der Google-Algorithmus eine Maschine und entscheidet nicht immer sinnvoll. Dazu kommt, dass sich die Systeme rasend schnell weiterentwickeln und immer intelligenter werden. Das stellt uns vor ganz neue große Herausforderungen, Beispiel: voice search.
Durch unser Eingreifen, um Texte besser auffindbar zu machen, verliert der Text manchmal an Raffinesse, Kreativität und Flow. Wir schreiben fürs Web in der Regel konkreter und versuchen eben doch noch, das ein oder andere Keyword an den richtigen Stellen unterzubringen.
Genauso könnte man aber argumentieren, dass sich durch Google auch die Lesbarkeit von Texten verbessert, weil Verständlichkeit eine größere Rolle spielt. Und weil sich Onliner heute mehr Mühe beim Webtext geben müssen.
 
 
Michael vom Texterclub: Das Internet bietet eine Fülle an Informationen, die täglich steigt. Für User bedeutet das digitalen Dauerstress. Wie kann ein Webtext aus dieser grauen Masse noch hervorstechen und mehr Traffic generieren?

Rohita: Es stimmt: Es ist heute sicher schwerer, sich im Netz durchzusetzen als noch vor ca. 8 Jahren. Aber abgesehen von dem ganzen Trubel um uns herum, bleiben manche Dinge auch herrlich gleich: Interessante, kurzweilige Texte mit einem hohen Nutzen werden es immer leichter haben. Deswegen wäre das etwas, worauf ich weiterhin setzen würde. Und ganz klar: Ruhe bewahren. Es bringt nichts, sich Dauerstress auszusetzen und hektisch auf allen Hochzeiten zu tanzen. Sich auf die Kernkompetenzen zu besinnen, eine Strategie zu verfolgen, die sinnvoll ist und dem Produkt/dem Unternehmen/den Ressourcen entspricht und auf das zu schauen, was der Kunde braucht, ist sicher zielführender als sich verrückt zu machen und jeder neuen Kuh zu folgen, die täglich durchs digitale Dorf getrieben wird.
 
 
Michael vom Texterclub: Welche Skills benötigt ein guter Webtexter oder eine gute Werbetexterin heute?

Rohita: Viele! Onliner haben in der Regel viele Skills – das müssen sie auch haben. Abgesehen von der guten Schreibe und dem Texter-Grundhandwerk, sollten sie auch wissen, wie sie ihre Texte bei Google besser platzieren können. Sie sollten ein Verständnis für Technik haben und ein gutes Auge für Gestaltung: Kaum ein Onliner arbeitet heutzutage ohne Bildauswahl oder -Bearbeitung, ohne Tools oder CMS (content management system). Ein Gespür für Geschichten und Dinge, die die Menschen bewegen, ist sicher von Vorteil. Sich auf Zielgruppen einstellen können und Unternehmen in ihrem Kern erfassen, ist wesentlich. Es gibt (multimediale) Formate, die wir als Webtexter bespielen können: Text, Audio, Video. Das eröffnet ein ganzes Spielfeld an Möglichkeiten. Der Markt ist außerdem schnelllebig. Menschen, die sich ungern mit Neuem beschäftigen werden es schwerer haben. Allerdings glaube ich auch, dass sich Menschen, denen die Onlinearbeit nicht entspricht andere Talente haben und sich für etwas anderes entscheiden. Das Schöne an unserem Beruf ist, dass wir heute jede Menge Möglichkeiten zur Verfügung haben. Der Onlinemarkt ist bunt. Und das macht es auch so schön.
 

Zu Rohitas Seminar „Texten fürs Internet“ …



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